Viel später studierte ich Rechtswissenschaften. Warum? Nun, ich ging fest davon aus, dass die klaren Strukturen des Rechtssystems zu fairen Lösungen führen würden. Ich konzentrierte mich nach meinem Abschluss auf die Bereiche Familienrecht, Erbrecht und Betreuungen. Aber mit der Zeit wurde mir immer deutlicher bewusst, dass das Auflösen zwischenmenschlicher Konflikte mit den Mitteln des Rechts, die Menschen nicht zufriedener macht. Persönliche Gefühle und Bedürfnisse blieben zumeist unberücksichtigt. Und der Wunsch vor Gericht zu gewinnen verstärkte nur noch die Gegensätze. Ich wollte mehr und anderes: Wie lassen sich Gegensätze in Spielräume verwandeln? Und von welcher Qualität muss eine Lösung sein, damit sie wirklich trägt? So erschien es mir nur folgerichtig, mich als Mediatorin, psychoanalytisch-systemische Beraterin und Familientherapeutin ausbilden zu lassen. Was Ursache ist und was Wirkung, lässt sich für mich in der Arbeit mit Menschen nicht mehr eindeutig unterscheiden. Die ausschließliche Konzentration auf das Problem, bringt die ‘Murmel’ nicht schneller ins Ziel. Und die ‘Bausteine’ eines Konflikts eigenen sich selten, um allein daraus etwas Neues zu konstruieren. Oftmals wird dabei übersehen, dass es auch andere ‘Elemente’ gibt, die für überraschende Wendungen und Verläufe sorgen.